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Umstieg auf Todoist

Todo-Listen-Apps sind sicher eine der größten und unübersichtlichsten Kategorien eines jeden App-Stores. Ich hab im Laufe der Zeit sicher schon 10 verschiedene ausprobiert bin anfangs ständig gesprungen und habe mich irgendwann auf eine Kombination aus Things und iOS-Reminders eingependelt. Das ganze hat an sich tadellos funktioniert, wenn, ja wenn ich in einer reiner Mac-Umgebung zu Hause wäre. Leider ist mir das nicht vergönnt – ich sitze zwar privat fast ausschließlich an Macs, jedoch im Büro an einem Windows PC.

Things verfügt leider weder über eine Webversion, noch über eine Windows-App. Je umfassender ich also begann meine ToDo-Listen-App zu verwenden, desto öfter habe ich auch den Wunsch verspürt berufliche ToDos in der gleichen App zu verwalten statt in der (wirklich grausig simplen) Aufgabenliste unseres PIM-Systems im Büro. Dies war nur leider nicht ohne weiteres möglich, da es eben keine Windows-Version von Things gab. Ein berufliches Todo konnte also nicht mit der Tastatur getippt werden auf der meine Finger ohnehin schon lagen, sondern musste immer mithilfe von Smartphone oder Tablet erfasst werden. Das führt jedoch zu Frust und Frust führt zur dunklen Seite zu Nichtverwendung.

Meine Anforderungen an die nächste Todo-Lösung wurden also langsam konkreter:

  • Windows App
  • Mac App
  • iOS App (Tablet & Phone)
  • wenn möglich Webversion

Ich bin zwar kein religöser Anwender von GTD®, mein persönliches ToDo-System ist davon jedoch gar nicht so weit weg. Daraus ergeben sich die folgenden weiteren Anforderungen:

  • Inbox für neue Todos
  • flexible Reminder
  • Due-Dates
  • einfaches Re-Scheduling von Todos
  • Organisation von Todos nach Projekten
    • vorzugsweise mit Sub-Projekten
  • Organisation von Todos mit Tags (mehrfache Zuordnungen müssen hier gehen)

Wenn ich dann noch ein wenig weiter denke und überlege was ich mir noch so wünsche dann kommen noch die Folgenden hinzu:

  • Todos die aus einzelnen Teilaufgaben bestehen (ließe sich über Sub-Projekte auch irgendwie abbilden, ist aber bei kleinteiligen Sachen irgendwie schöner wenn man nicht aus jeder Mücke gleich einen Projektelefanten machen muss)
  • Perspektivisch vielleicht eine Apple-Watch-Unterstützung, aber das ist aktuell noch nicht relevant
  • die Möglichkeit E-Mails an die App weiterzuleiten um aus einer E-Mail ein Todo zu machen – wahlweise ein Plugin für Gmail oder Apple-Mail

Was ich explizit nicht brauche:

  • Grafische Spielereien die mich von den Todos ablenken, ich bevorzuge hier Überblick und Schlichtheit der App – hübsch oder stylisch darf sie natürlich trotzdem gerne sein.

Mit dieser Liste im Hinterkopf begann also die Suche nach einer neuen Heimat für meine Aufgaben. Relativ schnell fallen ca. vierzehn Quintillionen Apps raus die einfach nur auf’m Smartphone leben, nicht syncen oder einfach nur platte unstrukturierte Listen anbieten. Schöne Lösungen wie OmniFocus fallen leider ebenso raus, sie scheitern (sehr zu meinem bedauern), wie auch schon Things an der fehlenden Windows-Version.

Relativ schnell bin ich bei Doit.im gelandet. Von der Featureliste her ist es absolut komplett, jedoch leider aus China. Da fehlte mir dann doch irgendwie das Vertrauen was die Cloud-Daten angeht. Vielleicht zu unrecht, aber man sollte sich ja auch wohlfühlen können. Leider hatte ich schon 2 Sack voll Todos portiert bevor mir das klar geworden ist – herzlichen Dank an mich selbst. Das waren auch 3 Stunden meines Lebens die ich nie wieder zurück kriege.

Nach kurzer weiterer Suche bin ich dann bei Todoist rausgekommen. Die Premiumversion kostet ungefähr 5-6 Soy-Low-Fat-Iced-Chocolate-Mokkas pro Jahr und bedient alle von mir gewünschten Features (Basis und Extra-Wünsche) und sogar noch ein bisschen mehr. Es enthält eine nette Gamification-Spielerei bei der man für das Anlegen und Abarbeiten von Todos “Karma-Punkte” erhält und langsam in die höheren Ränge aufsteigt. Sicher nur ein Spielerei aber, wie es immer so ist, so ganz kann man sich der Challenge nicht entziehen. Ich bin aktuell übrigens “Intermediate”.

Alle oben genannten Features (inkl. der Watch-App) werden hier geboten. Der Sync zwischen den Instanzen hat mich noch nicht ein einziges Mal im Stich gelassen – das Organisieren geht schnell und einfach von der Hand und die App ist schlicht aber schön.

Web app comparison

Meine Routine

Bei der Gelegenheit kann ich auch kurz darauf eingehen wie ich mit meinen täglichen Todos umgehe:

Hinzufügen

Ich gebe neue Todos schnell in die Inbox ein um sie einfach erstmal aus dem Hirn in die Liste zu kriegen.  Anschließend sortiere ich die Todos in Projekte und ergänze sie um evtl. Sub-Todos und Tags. Falls bekannt füge ich ein Fälligkeitsdatum hinzu. Hinzufügen muss eigentlich sofort passieren wenn mir ein Todo einfällt oder klar wird. Daher ist hier oft das Handy, manchmal sogar via Diktierfunktion, die erste Wahl. Hier muss es schnell gehen, damit der Gedanke nicht verloren ist. Ist die Zeit knapp fliegt erstmal nur der Text in die Inbox – alles komplett auszufüllen ist natürlich besser und geschieht sofort, falls dafür genug Zeit ist.

Überblick

In einer Art morgendlicher Überblickverschaffungssession (meistens im Zug, oder als erstes im Büro) sehe ich mir die Todos für heute und die kommenden Tage an, gucke ob in der Inbox noch Aufgaben “verräumt” werden müssen, ergänze Dinge die bspw. per Mail reingekommen sind und fange dann an mir meinen Tag zurecht zu legen. Manchmal fallen Aufgaben auf die man offensichtlich heute nicht tun wird (sei es dass dazu eine Ressource fehlt oder klar ist das andere Dinge Vorrang haben), diese werden sofort auf morgen oder einen anderen Termin der logisch erscheint verschoben. Am Ende dieser Session sollte das “heute” soweit stehen dass es schaffbar ist. Dann kann es los gehen.

Filter & Tags

Zusätzlich zu den Projekten gebe ich den Todos diverse (oftmals auch mehrere) Tags um sie in einen Kontext zu setzen. So kann ein privates Todo ebenso das Tag “Mail” tragen wie ein berufliches. Sitze ich später an einem Mailclient und bin ohnehin gerade beim Mails schreiben, so kann ich schnell die Todos dieses Kontextes überfliegen um zu sehen was bei der Gelegenheit noch erledigt werden kann. Das gleiche passiert beispielsweise mit dem Tag “Telefonat” wenn es gerade ruhig ist im Büro und ich die Lust und Muße zum telefonieren habe. Das Tag “Einkaufen” wird kurz überflogen wenn ich gerade in einem Supermarkt stehe, und so weiter – you get the idea.

Durch Tags und Projekte lassen sich berufliche und private Tags problemlos mischen – die Software hat flexibel konfigurierbare Filter so dass sich zum Beispiel eine Ansicht “heute + morgen + nur beruflich” einstellen lässt. Mit dieser Ansicht  sieht man was im Büro gerade ansteht ohne von Unnötigem abgelenkt zu werden.

Divide & Conquer

Eins der zentralen Paradigmen ist das Zerteilen von Aufgaben in erreichbare, machbare Teilschritte. Eine Aufgabe wie “TÜV neu machen” an sich sieht immer irgendwie bedrohlich aus und klingt zu keinem Zeitpunkt einladend so dass man sie angeht. Die Aufgabe lässt sich aber zerlegen in ein Projekt oder in eine Aufgabe mit Unteraufgaben:

  • TÜV machen
    • Termin für TÜV mit Werkstatt ausmachen #telefonat
    • Auto zur Werkstatt bringen
    • klären ob Auto abgeholt werden kann #telefonat
    • Auto von Werkstatt abholen

Vielleicht ein etwas ungelenkes Beispiel – aber das Ziel sollte klar werden. Man will einfach nicht vor einer großen Aufgabe stehen die irgendwie komplex und unnahbar aussieht. Noch dazu könnte man nichts als “erledigt” abhaken, obwohl man etwas sachdienliches gemacht hat. Stattdessen zerlegt man die Aufgabe in kleinere Teilschritte die für sich genommen klar definiert sind und nach und nach in Angriff genommen werden können. Die Belohnung ist zum einen, dass man danach etwas abhaken kann und auch sieht wie man mit dem gesamten ToDo langsam aber stetig voran kommt. Das hält die Motivation auf Dauer höher und die Liste übersichtlich.

Bonus:

In einer der kommenden Sneakpod-Episoden werden Stefan und ich nochmal über To-Do-Apps und die Unterschiede zwischen Todoist, Things und Omnifocus sprechen. Den Link zu dieser Episode werde ich hier nachreichen – und genau das hab ich mir gerade als Todo eingetragen ;)

Update (zu Bonus):

Mittlerweile haben wir im Sneakpod, wie angekündigt, über Todo-Apps gesprochen: in der Folge #410 (Knock Knock / The Gift). Das Segment kann über die Kapitelmarke “der große Todo-Listen Showdown” direkt angesprungen werden.

Welche Festplatte kaufen…

…das kann ich euch auch nicht sagen, aber eine interessante Statistik von Backblaze hätte ich beizutragen. Die Betreiben ein Rechenzentrum mit über 34.000 (!) Festplatten und dort hab u.v.a. auch ich mein Off-Site-Backup liegen. Hin und wieder veröffentlichen die ihre Festplatten-Ausfallraten.

Hard Drive Failure Rates by Model

Ausfallsicherheit ist sicherlich nur ein Kriterium nach dem man eine Festplatte aussuchen sollte und das Szenario ((Dauerbetrieb, Rechenzentrum, Kühlung, etc.)) in dem diese Werte gemessen wurden darf man auch nicht außer Acht lassen. Dennoch: Interessante Werte.

Hier geht’s zum Artikel.

mod_ssl – Apache liefert das falsche Cert aus

Ich hab gestern zum ersten Mal einer meiner Webseiten ein SSL Zertifikat verpasst. So rein theoretisch weiß man ja wie das funktioniert und entsprechend hab ich das dann auch gemacht.

  • Key erzeugen (auf’m Server natürlich, einige Anbieter bieten an das bei ihnen zu tun – don’t even think about it!)
  • CSR (Zertifizierungsanfrage) erzeugen
  • bei einer CA registrieren und die Identität bestätigen lassen (auf der einfachsten Stufe geht’s da nur darum zu beweisen dass man Zugriff auf das Webmaster-Mailpostfach der Domain hat und auf die Domain selbst)
  • CSR zur CA hochladen und das Zertifikat wieder runterladen.

Soweit so einfach, danach hält man ein von der CA beglaubigtes Zertifikat in Händen mit dem man nun, zusammen mit dem Private Key (der hoffentlich den Server nicht verlassen hat, außer vielleicht in ein sicheres Backup unterm Sofa ;) ), die entsprechende Domain SSL-fit machen kann.

Dazu brauchte (in meinem Fall) der Apache noch das entsprechende Modul mod_ssl. War bei meiner CentOS-Installation noch nicht mit installiert, also

yum install mod_ssl

schnell nachgeholt.

Nun muss das Zertifikat noch eingebunden werden. Apache erwartet dafür einfach einen weiteren Virtual Host-Block, neben dem für Port 80 einen weiteren für 443.

<VirtualHost *:443>
    SSLEngine on
    SSLCipherSuite ALL:!ADH:!EXPORT56:RC4+RSA:+HIGH:+MEDIUM:+LOW:+SSLv2:+EXP

    SSLCertificateFile      /etc/ssl/certs/example.com.crt
    SSLCertificateKeyFile   /etc/ssl/private/example.com.key

    ServerName      "example.com"
    DocumentRoot    "/var/www/example.com"
</VirtualHost>

Etwa so.

aber!

…aber, was ich nicht wusste – bzw. worauf ich zunächst reingefallen bin. Der oben ausgeführte Befehl um mod_ssl zu installieren führt dazu das schon so ein Block angelegt wird. Im Includeverzeichnis /etc/httpd/conf.d/ legt der Installer bereits eine ssl-Datei an, die hat schon den kompletten Virtual Host-Block und referenziert 2 self-signed Zertifikate. Dummerweise ((Alphabet, Zufall, keine Ahnung – Pech jedenfalls)) bekam dieser Block Vorrang vor dem Meinen, den ich in die Datei für meine Domain geschrieben hatte. Der Effekt war, dass man zwar per SSL zugreifen konnte, aber alle Browser meckern wegen des selbst signierten Zertifikates und vertrauen der Seite nicht.

Auch wenn es so aussah als würde sich der Apache plötzlich einfach ein anderes Cert ausdenken, so hab ich den Bock dann doch noch gefunden. Vielleicht hilft dieser Artikel hier irgendwem der in den gleichen Fehler rennt.

Oracle: too many open cursors (INSERT loop)

Heute mal tatsächlich seit langem wieder ein richtiger IT-Post.

Als ich heute versuchte, eine Schleife die Daten zusammenstellt und dann in INSERT Statements verpackt und in einer großen Transaction gegen die Datenbank pustet, von MS-SQL auf ORACLE umzustellen bekam ich dabei den hier vorgeworfen.

ORA-01000: Maximale Anzahl offener Cursor überschritten

Großes Tennis – also erstmal ein bißchen googeln und siehe da.
Wenn man für jeden Befehl ein eigenes Command-Objekt öffnet, dann hält dieses auf ORACLEs Seite einen Cursor offen, das Objekt wird dann von GarbageCollection u.U. zu spät abgeräumt und man überschreitet die maximale Anzahl. *peng*

Entweder man verwendet die Command-Objekte also mehrfach, oder man ruft explizit Dispose() auf – dann funktioniert’s.

MS-SQL ist da nicht so empfindlich.

(Thread mit Lösung)

Marked / Markdown, Softwarereview (Mac/Windows)

Ich hab ja neulich am Ende des Artikel über unser Podcast-Streaming-Setup angekündigt mich mal kurz zu Markdown und meiner Verwendung auf dem Mac und Windows zu äußern.

Auf dem Mac verwende ich als Vorschau- und Preview-Applikation Marked und genau über die Verwendung vom Marked in Verbindung mit einem normalen Texteditor habe ich das weiter unten eingebettete Video gemacht.

Aber vielleicht zuerst ein kurzer Überblick darüber was Markdown eigentlich macht und wozu man es braucht.

Markdown

Markdown ist eine einfache Markup-Sprache die von John Gruber erdacht wurde um, vermutlich vornehmlich sich selbst, das Bloggen zu erleichtern. Jeder der sich schonmal im Backend eines heutigen CMS-basierten Blogs eingeloggt hat kennt die lustigen Rich-Text-Editoren die man dort präsentiert bekommt um seine Artikel zu verfassen. Jeder der schonmal versucht hat dort einen längeren Artikel zu geschrieben hat wird früher oder später Flüche aller Art gen Himmel ausstoßen und diese Editoren verdammen.

  • manchmal fressen sie Absatzmarken
  • Aufzählungen bröseln auseinander
  • Code-Blöcke funktionieren mal und mal nicht
  • …und spätestens wenn man versucht offline zu arbeiten wird die Sache sehr unterhaltsam

Marked ist also angetreten um das verfassen von Text in einfachem HTML (Styles und so weiter werden ja über CMS automatisch hinzugefügt) zu erleichtern. Daher kann man beispielsweise Links einfacher setzen, Aufzählungen und Überschriften sowie einfach Textmarkierungen wie kursiv oder fett sind sehr schnell und ohne Griff zur Maus, aber eben auch ohne HTML-Tags, zu bewerkstelligen.

Den “Quell-Text” zu diesem Artikel sieht man zum einen im Video, aber ich hab ihn euch hier auch nochmal zum direkt anschauen verlinkt.

Marked

Marked ist ein kleine Mac-Anwendung aus dem Mac-AppStore die zum einen Markdown-Übersetzer enthält, als auch ein schnelles HTML-Preview ermöglicht. Die Software bekommt durch einfaches Drag’n’Drop ein File zur Überwachung gereicht und zeigt fortan jedesmal wenn dieses (Text-)File gespeichert wurde eine aktualisierte Vorschau an.

Ist man mit seinem Artikel fertig läßt man sich von Marked die HTML-Repräsentation des Artikels in die Zwischenablage kopieren und fügt diese im Backend der Website einfach nur noch ein. Schon ist der Blogpost fertig zur Veröffentlichung.

Funktion um das HTML-Markup zu kopieren
Funktion um das HTML-Markup zu kopieren

Windows

Auch unter Windows gibt es natürlich Editoren die Markdown unterstützen, dazu habe ich mir kürzlich Writemonkey angesehen und für sehr tauglich befunden.

Menüstreifen

Menubars sind ja schon immer spannend, hier meiner.

Menubar
Menubar (click für größer)

Backblaze, Dropbox, gfxCardStatus, Moom, Evernote, Caffeine, iStatMenus (CPU, memory, disk activity, temperature, fan speed, Clock/Calendar), MobileMe-Sync, Time Machine, Bluetooth, WiFi, Sound, Keyboard & Character Viewer, Battery, User-Switch, Spotlight

nicht zu sehen: alfred

/via

Über die Wunder der modernen Technik

Ein Artikel von einem voll ausgewachsenen Computer-Nerd, der sich wundert was da heute alles geht.

Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass ich sowas mal schreiben würde, aber jetzt muss ich. Ich haben Apples Keynote-Video zu den neuen iPods und iTunes 10 live übers Internet angeschaut.

Keine Panik, ich werde jetzt nicht wiederkäuen was es da alles so tolles zu sehen gab und wie sehr ich all diese Produkte haben will ((obschon es natürlich so ist, aber das soll jetzt nicht Thema sein)), nein mir ging es eher um die Umstände wie ich das geschaut habe.

Kurzer Flashback zum Thema Videostreaming

Seit einigen Jahren gibt es Streaming Video im Netz, vor allem Dienste wie YouTube kennt wohl wirklich jeder. Videos die bei Bedarf (also wenn der User sie anklickt) zu ihm kommen, so weit so alltäglich. Als Anfang 2007 das erste iPhone auf den Markt kam (erst in den USA, einige Zeit später dann auch bei uns) gelangte Streaming Video auf einem mobilen Gerät erstmals in die Hände einer breiten Öffentlichkeit. Klar gab es auch vorher schon Handy-TV über UMTS, aber warum falls Ihr euch jetzt spontan auch nicht so genau erklären könnt warum Ihr das damals nicht dauernd benutzt habt, dann ist die Frage wie gut das funktioniert hat wohl auch beantwortet. Youtube unterwegs, von damals an kein Thema mehr.

Live is a different beast

Live Video ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Nur ein paar Zuschauer, kein Problem. Sobald es jedoch ein massives Interesse gibt und einige tausend oder schlimmer, einige hunderttausend Menschen gleichzeitig den gleichen Videostream sehen wollen – das ist wo es hässlich wird.

iPhone 4 Retina Display von Flickr-User Yutaka TsutanoZurück zur Apple Keynote heute nachmittags. Kurz bevor es losgehen sollte gab Apple bekannt, dass sie die Keynote live streamen würden, Gerüchte besagten man wolle damit das neue Apple-Datacenter in North Carolina mal richtig schön Streßtesten – das dürfte gelungen sein ;)

Apple dürfte sicher eine Firma sein, die in der Lage ist so einen Stream mit dieser Menge Zuschauern nicht nur zu stemmen, sondern auch den Traffic und vor allem Bandbreite dafür zu bezahlen. Das letzte Mal das sie dies taten liegt mehr als 6 Jahre zurück, damals sollen etwa 50.000 Leute zugesehen haben und keiner von Ihnen dürfte dabei unterwegs gewesen sein. Diesmal würden es deutlich mehr werden.

Zurück zu mir

Leider um 19:00 gerade nicht zu Hause und auch nicht mehr in der Firma – nein: Genau dazwischen, natürlich Nerd und Apple-Fanboy genug um dennoch live dabei sein zu wollen gebe ich der Sache mobil eine Chance.

Ehrlichgesagt ich hab nicht wirklich geglaubt das das klappen würde. Eher ging ich davon aus, dass entweder der Stream den anstürmenden Horden nicht gewachsen sein würde und jämmerlich unter der schieren Last der weltweiten Apple-Fan-Community, die auf neue iPods wartet, zusammenbricht. Dabei hätte er in meiner Vorstellung kurz vor Ende noch ein hässlich bröckelndes Geräusch abgesondert. Alternativ glaubte ich, dass meine wacklige O2-UMTS-Internetverbindung irgendwo unterwegs so zu nerven anfangen würde, dass ich final die Lust verliere stehenden Frames und bruchstückhaftem Audio zuzugucken und schließlich aufgäbe. Final hätte natürlich auch mein Akku der Spielverderber werden können, der auf der morgendlichen Hinfahrt und in der Mittagspause schon diverse Podcast-Video & Towerdefense-3D-Spielangriffe über sich hat ergehen lassen müssen.

Es kam anders

iPhone Rules von Flickr-Nutzer mastrobiggoNichts von alle dem passierte. Naja nicht ganz – auf so einer Zugfahrt durch das hügelige Taunusland nördlich von Frankfurt gibt es natürlich das eine oder andere Funkloch und auch kleinere Streckenabschnitte ohne UMTS-Abdeckung. Es gab natürlich Aussetzer, sowohl Video als auch Audio, aber über alles gesehen war ich sehr überrascht. Die Buffer helfen über die kleineren Aussetzer hinweg und dort wo es kein UMTS gibt springt der Stream einfach schnell in den „nur noch Ton“-Modus. Bei einem Fußballspiel sicher eine mittlere Katastrophe, bei einer Apple Keynote meist kein großes Problem.

Da sitze ich also, fahre mit über 100km/h übers platte Land in einem Zug, in dem ich normalerweise grad so „brauchbar“ im Netz surfen kann und schaue einen Livestream vom anderen der Welt, den hunderttausende anderer Leute weltweit gleichzeitig gucken auf einem kleinen Telefon, dass nur so groß wie meine Handfläche ist – und ich ertappe mich dabei, dass ich das ganz normal finde.

Der Akku hat übrigens gehalten, von 54% ist noch auf 15% gefallen, aber ich habe über 1 Stunde Livevideo aus San Francisco geschaut, unterwegs – im Bus, im Regionalexpress, unter der Erde in der S- & U-Bahn und auf dem Fußweg nach Hause. Es hat gehalten, es hat funktioniert und es hat mich, trotz der ganzen Geekigkeit, staunend zurück gelassen. Ich hätte es vorher nicht geglaubt.

Photo unten von Yutaka Tsutano, unter cc Lizenz.

 
Photo unten von mastrobiggo, unter cc Lizenz.